Waldemar Reuter: Unterschied zwischen den Versionen
Nelp (Diskussion | Beiträge) (→Leben und Beruf) |
Nelp (Diskussion | Beiträge) (→Leben und Beruf) |
||
(7 dazwischenliegende Versionen des gleichen Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Bild:Waldemar Reuter.JPG|thumb|Dr. Waldemar Reuter (um 1949)]] | [[Bild:Waldemar Reuter.JPG|thumb|Dr. Waldemar Reuter (um 1949)]] | ||
− | '''Dr. med. Waldemar Reuter''' (* 12. Mai 1873 in [http://de.wikipedia.org/wiki/Broacker Broacker]; † 29. Januar 1950 in [http://de.wikipedia.org/wiki/Gravenstein Gravenstein]) war ein deutscher Arzt, Vorsitzender der Nordschleswigschen Gemeinde der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche und Vorsitzender des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig, der Dachorganisation der Schulen und Kindergärten der [[Deutsche Minderheit in Dänemark|deutschen Minderheit]] in [http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A4nemark Dänemark]. | + | '''Dr. med. Waldemar Reuter''' (* 12. Mai 1873 in [http://de.wikipedia.org/wiki/Broacker Broacker]; † 29. Januar 1950 in [http://de.wikipedia.org/wiki/Gravenstein Gravenstein]) war ein deutscher Arzt, Vorsitzender der [[Nordschleswigsche Gemeinde|Nordschleswigschen Gemeinde]] der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche, der Ev.-luth. Freikirche der [[Deutsche Minderheit in Dänemark|Deutschen Minderheit in Nordschleswig]] und Vorsitzender des [[Deutscher Schul- und Sprachverein für Nordschleswig|Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig]], der Dachorganisation der Schulen und Kindergärten der [[Deutsche Minderheit in Dänemark|deutschen Minderheit]] in [http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A4nemark Dänemark]. |
== Leben und Beruf == | == Leben und Beruf == | ||
− | Waldemar Reuter wuchs in Boacker auf und besuchte Gymnasien in Hadersleben und Flensburg. Nach bestandenem Abitur 1912 studierte er in [http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_Karls_Universit%C3%A4t_T%C3%BCbingen Tübingen], [http://de.wikipedia.org/wiki/Humboldt-Universit%C3%A4t_zu_Berlin Berlin] und [http://de.wikipedia.org/wiki/CAU Kiel]. Ab 1914 nahm er bis Dezember 1918 als Stabsarzt teil. 1938 wählte ihn die Nordschleswigsche Gemeinde zum Vorsitzenden, ein Amt das er über das Kriegsende hinaus bis zu seinem Tode inne hatte. Reuter gehörte zu dem Kreis, der 1945 dafür sorgte, dass die Loyalitätserklärung des „Haderslebener Kreises“ gegenüber dem dänischen Volk und dem dänischen Königshaus Bestandteil der Gründungserklärung des Bundes Deutscher Nordschleswiger wurde. Dies bedeutete eine Abkehr von der bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erhobenen Grenzrevisionsforderung der deutschen Minderheit und war damit langfristig eine Voraussetzung für die Aussöhnung und den Normalisierungsprozess zwischen dem dänischem und deutschen Bevölkerungsteil in Dänemark. 1945 war er der erste Vorsitzende des Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig. 1947 war er Folketingskandidat der Schleswigschen Partei. | + | Waldemar Reuter wuchs in Boacker auf und besuchte Gymnasien in Hadersleben und Flensburg. Nach bestandenem Abitur 1912 studierte er in [http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_Karls_Universit%C3%A4t_T%C3%BCbingen Tübingen], [http://de.wikipedia.org/wiki/Humboldt-Universit%C3%A4t_zu_Berlin Berlin] und [http://de.wikipedia.org/wiki/CAU Kiel]. Ab 1914 nahm er bis Dezember 1918 als Stabsarzt am 1. Weltkrieg teil. 1938 wählte ihn die Nordschleswigsche Gemeinde zum Vorsitzenden, ein Amt das er über das Kriegsende hinaus bis zu seinem Tode inne hatte. Reuter gehörte zu dem Kreis, der 1945 dafür sorgte, dass die Loyalitätserklärung des „Haderslebener Kreises“ gegenüber dem dänischen Volk und dem dänischen Königshaus Bestandteil der Gründungserklärung des Bundes Deutscher Nordschleswiger wurde. Dies bedeutete eine Abkehr von der bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erhobenen Grenzrevisionsforderung der deutschen Minderheit und war damit langfristig eine Voraussetzung für die Aussöhnung und den Normalisierungsprozess zwischen dem dänischem und deutschen Bevölkerungsteil in Dänemark. 1945 war er der erste Vorsitzende des Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig. 1947 war er Folketingskandidat der Schleswigschen Partei. |
Dr. Waldemar Reuter war eine der zentralen Persönlichkeiten beim Wiederaufbau des deutschen Schulwesens in Nordschleswig nach dem 2. Weltkrieg. Kurz vor seinem Tod wurde er seitens der Kirchenleitung der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche mit der Forderung konfrontiert, von seinem Amt als Vorsitzender der Nordschleswischen Gemeinde zurückzutreten, weil es nach den Erfahrungen des "Dritten Reiches" unter dem Motto "Kirche muß Kirche bleiben" auch in Nordschleswig erforderlich sei, Kirche und Politik sauber zu trennen. Zu diesem Rücktritt kam es nicht mehr, weil Reuter kurze Zeit nach dieser Forderung Anfang 1950 plötzlich verstarb. | Dr. Waldemar Reuter war eine der zentralen Persönlichkeiten beim Wiederaufbau des deutschen Schulwesens in Nordschleswig nach dem 2. Weltkrieg. Kurz vor seinem Tod wurde er seitens der Kirchenleitung der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche mit der Forderung konfrontiert, von seinem Amt als Vorsitzender der Nordschleswischen Gemeinde zurückzutreten, weil es nach den Erfahrungen des "Dritten Reiches" unter dem Motto "Kirche muß Kirche bleiben" auch in Nordschleswig erforderlich sei, Kirche und Politik sauber zu trennen. Zu diesem Rücktritt kam es nicht mehr, weil Reuter kurze Zeit nach dieser Forderung Anfang 1950 plötzlich verstarb. | ||
Zeile 9: | Zeile 9: | ||
* Vorsitzender der [[Nordschleswigsche Gemeinde|Nordschleswigschen Gemeinde]], 1938 bis 1950 | * Vorsitzender der [[Nordschleswigsche Gemeinde|Nordschleswigschen Gemeinde]], 1938 bis 1950 | ||
* Vorsitzender des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig, 1945 bis 1950 | * Vorsitzender des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig, 1945 bis 1950 | ||
+ | |||
+ | == Literatur== | ||
+ | * [[Friedrich Jessen]]: Kirche im Grenzland, Schriften der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig, Heft 27, Apenrade 1973 | ||
+ | * [[Ingrid Riese]] und [[Peter Jessen Sönnichsen]]: Im Wandel der Zeiten - 75 Jahre Nordschleswigsche Gemeinde, Tingleff 1998, ISBN 87-986795-0-3 | ||
+ | * [[Günter Weitling]]: Deutsches Kirchenleben in Nordschleswig seit der Volksabstimmung 1920 /Hrsg. vom Bund Deutscher Nordschleswiger und Archiv/Historische Forschungsstelle der Deutschen Volksgruppe, Apenrade 2007, ISBN 978-87-991948-0-3 | ||
== Quellen == | == Quellen == | ||
− | * Ernst Siegfried Hansen: „Disteln am Wege“, Deutscher Heimat-Verlag, Bielefeld-Bethel, 1957 | + | * [[Ernst Siegfried Hansen]]: „Disteln am Wege“, Deutscher Heimat-Verlag, Bielefeld-Bethel, 1957 |
− | * Nekrolog in | + | * '' Nekrolog in [[Index Nachrufe Deutscher Volkskalender Nordschleswig|Deutscher Volkskalender für Nordschleswig]], 1951 |
+ | |||
+ | ==Weblinks== | ||
+ | *[http://www.dssv.dk Homepage des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig] | ||
+ | *[http://www.bdn.dk Homepage des Bundes Deutscher Nordschleswiger] | ||
+ | *[http://www.schleswigsche-partei.dk Homepage der Schleswigschen Partei] | ||
+ | *[http://www.kirche.dk Homepage der Nordschleswigschen Gemeinde] | ||
+ | |||
[[Kategorie:DSSV]] | [[Kategorie:DSSV]] |
Aktuelle Version vom 15. August 2011, 12:19 Uhr
Dr. med. Waldemar Reuter (* 12. Mai 1873 in Broacker; † 29. Januar 1950 in Gravenstein) war ein deutscher Arzt, Vorsitzender der Nordschleswigschen Gemeinde der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche, der Ev.-luth. Freikirche der Deutschen Minderheit in Nordschleswig und Vorsitzender des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig, der Dachorganisation der Schulen und Kindergärten der deutschen Minderheit in Dänemark.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Beruf
Waldemar Reuter wuchs in Boacker auf und besuchte Gymnasien in Hadersleben und Flensburg. Nach bestandenem Abitur 1912 studierte er in Tübingen, Berlin und Kiel. Ab 1914 nahm er bis Dezember 1918 als Stabsarzt am 1. Weltkrieg teil. 1938 wählte ihn die Nordschleswigsche Gemeinde zum Vorsitzenden, ein Amt das er über das Kriegsende hinaus bis zu seinem Tode inne hatte. Reuter gehörte zu dem Kreis, der 1945 dafür sorgte, dass die Loyalitätserklärung des „Haderslebener Kreises“ gegenüber dem dänischen Volk und dem dänischen Königshaus Bestandteil der Gründungserklärung des Bundes Deutscher Nordschleswiger wurde. Dies bedeutete eine Abkehr von der bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erhobenen Grenzrevisionsforderung der deutschen Minderheit und war damit langfristig eine Voraussetzung für die Aussöhnung und den Normalisierungsprozess zwischen dem dänischem und deutschen Bevölkerungsteil in Dänemark. 1945 war er der erste Vorsitzende des Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig. 1947 war er Folketingskandidat der Schleswigschen Partei. Dr. Waldemar Reuter war eine der zentralen Persönlichkeiten beim Wiederaufbau des deutschen Schulwesens in Nordschleswig nach dem 2. Weltkrieg. Kurz vor seinem Tod wurde er seitens der Kirchenleitung der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche mit der Forderung konfrontiert, von seinem Amt als Vorsitzender der Nordschleswischen Gemeinde zurückzutreten, weil es nach den Erfahrungen des "Dritten Reiches" unter dem Motto "Kirche muß Kirche bleiben" auch in Nordschleswig erforderlich sei, Kirche und Politik sauber zu trennen. Zu diesem Rücktritt kam es nicht mehr, weil Reuter kurze Zeit nach dieser Forderung Anfang 1950 plötzlich verstarb.
Ehrenamtliche Tätigkeiten
- Vorsitzender der Nordschleswigschen Gemeinde, 1938 bis 1950
- Vorsitzender des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig, 1945 bis 1950
Literatur
- Friedrich Jessen: Kirche im Grenzland, Schriften der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig, Heft 27, Apenrade 1973
- Ingrid Riese und Peter Jessen Sönnichsen: Im Wandel der Zeiten - 75 Jahre Nordschleswigsche Gemeinde, Tingleff 1998, ISBN 87-986795-0-3
- Günter Weitling: Deutsches Kirchenleben in Nordschleswig seit der Volksabstimmung 1920 /Hrsg. vom Bund Deutscher Nordschleswiger und Archiv/Historische Forschungsstelle der Deutschen Volksgruppe, Apenrade 2007, ISBN 978-87-991948-0-3
Quellen
- Ernst Siegfried Hansen: „Disteln am Wege“, Deutscher Heimat-Verlag, Bielefeld-Bethel, 1957
- Nekrolog in Deutscher Volkskalender für Nordschleswig, 1951